3. November 1916
Dreschtage für Landwirte setzt der Bezirksverband der Kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau fest, und zwar sollen solche der 4. und der 7. November sein. Die Landwirte haben das ausgedroschene Getreide spätestens am 6. bez. am 8. November an die Mühlen und Getreidehändler des Bezirks zur Ablieferung zu bringen. Nichtbefolgung dieser Vorschriften zieht schwere Bestrafung nach sich.
5. November 1916
Gestern abend stürzte sich eine auf der Schützenstraße wohnende 41 Jahre alte nervenkranke Fabrikwebersehefrau aus dem Fenster ihrer im 1. Stockwerk gelegenen Wohnung herab in den Hof, wobei sie sich erhebliche Verletzungen zuzog.
7. November 1916
Der Bundesrat hat Bestimmungen über die Vornahme einer Volkszählung am 1. Dezember erlassen, und zwar soll die Gesamtzahl der in den Einzelstaaten in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember ständig oder vorübergehend anwesenden Personen durch namentliche Auszeichnung festgestellt werden.
10. November 1916
Die für die Monate August bis einschließlich Oktober gewährte Fahrpreisermäßigung für Erntearbeiter – Beförderung zum halben Fahrpreis der 4. Klasse zur einmaligen Reise nach der Arbeitsstelle und zurück – ist jetzt bis Ende November 1916 ausgedehnt worden.
14. November 1916
Gegenwärtig sind Gasanstaltsarbeiter damit beschäftigt, die zu Oberlungwitz gehörende „Rote-Mühle“ an unser städtisches Gasleitungsnetz anzuschließen. In der letzten Zeit mußte der Mühlenbetrieb, der noch durch Wasserkraft bewerkstelligt wurde, infolge Wassermangels in der Goldbach zum Teil oftmals ruhen. Jetzt wird ein Gasmotor eingebaut. Die „Rote Mühle im Goldbachgrunde“ ist in unserer Gegend noch die einzige Mühle, die durch Wasserkraft getrieben wurde.
Ein sehr bedauerlicher Unglücksfall trug sich in der hiesigen Gasanstalt zu. Der dort beschäftigte 17 Jahre alte Schlosser Kurt Graf, Sohn des an der Schützenstraße wohnenden Schlossers Herrn Graf, erlitt durch Platzen einer Lötlampe derartig schwere Verletzungen im Gesicht, daß seine sofortige Ueberführung nach dem Kreiskrankenstift Zwickau angeordnet werden mußte. Wie wir erfahren, hat der junge Mann ein Auge eingebüßt.
21. November 1916
Ein Einbruch, der den Schluß zuläßt, daß er von denselben Tätern verübt wurde, die kürzlich in Oberlungwitz wertvolle Beute machten, wurde in der Nacht zum Sonnabend in der Hohensteiner Seidenweberei Joh. Aug. Voß Nachf. verübt. Außer einem Posten Seidenstoffen ließen die Spitzbuben aus der Portokasse Geld und Briefmarken mitgehen, die Oeffnung des Geldschranks gelang ihnen dagegen nicht.
22. November 1916
Starker Nebel, der heute in der zwölften Vormittagsstunde einsetzte, machte schon in den zeitigen Nachmittagsstunden den Tag zur Nacht, sodaß man schon in der dritten Stunde zu künstlichem Licht greifen mußte. Da gleichzeitig das Barometer stark zurückgeht, so sind die Aussichten für den morgigen Bußtag nicht gerade gute.
Es empfehlt sich nicht, Kristallsüßstoffe kochenden oder allzu heißen Speisen und Getränken zuzusetzen, da deren Geschmack dadurch oft in unvorteilhafter Weise verändert wird. Irgendwelche gesundheitliche Nachteile bringt diese Geschmacksveränderung jedoch keineswegs mit sich.
24. November 1916
Einbrecher haben in vergangener Nacht abermals das Lutherstift heimgesucht. Es wurde ein Einbruch in den Reinigungsraum verübt, aus dem mehrere Paar Kinderschuhe und auch Männerstiefel abhanden kamen. Man hat bisher keinerlei Anhaltspunkte, wer der Täter sein könnte.
Vorbeigelungen war ein Diebstahl, den ein Liebhaber von Kaninchenbraten im Stalle eines Nadelmachers an der Schönburgstraße geplant hatte. Als der Dieb den Kaninchenstall erbrochen hatte, sah er sich dem Nichts gegenüber, denn der Besitzer hatte die Tiere nachts mit in seine Wohnung genommen.
25. November 1916
Spitzbuben sind jetzt allerorten und fast jede Nacht tätig. Jüngst wurde auch der Bäckerladen des Herrn Spindler am Röhrensteig im Hüttengrund heimgesucht. Bei dem nächtlichen Besuch fielen dem Diebe, der sich durch Eindrücken einer Fensterscheibe Eingang verschaffte, ein großes Brot, eine größere Anzahl Brotmarken und einiges Kleingeld in die Hände.
28. November 1916
Die Bahnhofswirtschaft zu Hohenstein-Ernstthal soll vom 1. März 1917 ab anderweit auf 6 Jahre verpachtet werden. Die hierfür in allgemeinen Betracht kommenden Bedingungen liegen auf den sächsischen Bahnhöfen zur Einsichtnahme aus. Pachtangebote sind bis zum 8. Dezember 1916 an die Königliche Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen in Dresden einzusenden. Persönliche Vorstellung hat nur nach Aufforderung zu erfolgen.
29. November 1916
Recht enttäuscht dürften Diebe gewesen sein, die in der Nacht zum Sonntag dem Schlachthaus eines Neustädter Fleischermeisters einen Besuch abstatteten. Sie fanden von den ersehnten Fleisch- und Wurstwaren nichts vor und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen.
Wie wir hören, dürfte für das ganze Reich mit einer Früherlegung der Polizeistunde zu rechnen sein. Vermutlich wird die Polizeistunde einheitlich auf 12 Uhr nachts festgesetzt werden.