3. September 1915
Der heutige 2. September ist auch insofern ein Erinnerungstag für unsre Stadt, als heute vor 25 Jahren das Kaiser Wilhelm Denkmal eingeweiht ward. Es hatte anfangs seinen Platz auf dem Altmarkt, ward aber nach der Erbauung des Amtsgerichts an der König Albert- und Schillerstraße in die gegenüber befindlichen Anlagen versetzt.
4. September 1915
Da man jetzt die Wasserleitung nach dem Altstädter Friedhof gelegt hat, erhielt gleichzeitig das Gartengrundstück des evangelischen Arbeitervereins, das noch etwas höher als der Friedhof liegt, Anschluss an dieselbe. Es dürfte dies bis jetzt der höchstgelegene Abgabepunkt für unsere Wasserleitung sein.
10. September 1915
Allgemein wird es als außergewöhnlich störend empfunden, dass tagtäglich, fast von früh bis abends, ganze Scharen von Müßiggängern am Bahnhof aufliegen; abends sind es junge Burschen und Mädchen, nachmittags verheiratete Frauen. Zumal an Sonntagen ist die Menge derer, die den Vorplatz und den Zaun belagern, besonders groß, sodass sie ein Verkehrshindernis darstellen. Von amtlicher Stelle wird darauf hingewiesen, dass sich auf Grund der Bestimmungen der Verkehrsordnungen der sächsischen Staatseisenbahnen u. Ü. jeder strafbar macht, der auf diese Weise den Verkehr hindert. Die Bahnhofs- und Sicherheitspolizei ist angewiesen worden, mit schärferen Maßnahmen gegen alle vorzugehen, die, ohne dort etwas zu tun zu haben, sich in der Bahnhofshalle oder am Zugang zum Bahnhof in Massen aufhalten.
15. September 1915
Das Reichsamt des Innern hat für den 15. September eine Zählung der im Deutschen Reiche bei den Fabrikanten im Groß- und Kleinhandel vorhandenen Strümpfe und Handschuhe angeordnet. Die Fragebogen werden laut „Konfektionär“ in diesen Tagen durch die Ortsbehörden ausgegeben. Vorräte von Stoffhandschuhen und Strümpfen, die zusammen weniger als 50 Dutzend betragen, sind nicht anmeldepflichtig. Von den Ergebnis der Aufnahme ist der Umfang der Bewilligung von Ausfuhrerlaubnissen für diesen Artikel abhängig.
17. September 1915
Auf Grund der Verordnungen des Kgl. Ministerium des Innern vom 19. Januar 1911 und vom 15. Februar 1915 wurden in diesem Jahre von der Gewerbekammer Chemnitz Lehrbeihilfen von je 60 Mark 20 im 1. Lehrjahr stehenden Lehrlingen bewilligt, darunter einem Schmiede- und einem Tischlerlehrling in Hohenstein-Ernstthal.
23. September 1915
Der 41 Jahre alte Strumpfwirker Max D., welcher mit einer Sense auf der Schulter zum Grasmähen ging, glitt aus und kugelte sich das rechte Schultergelenk aus. Als ein Glück im Unglück ist es zu betrachten, dass er nicht in die Sense fiel.
24. September 1915
Es besteht vielfach die Ansicht, dass gefallende Soldaten mit allem, was sie bei sich tragen, der Erde übergeben werden. Das ist jedoch, nicht der Fall. Sämtliche Gegenstände, wie Uhr, Taschenmesser, Bücher, Geld, Briefe, Ringe usw. werden dem Toten abgenommen, genau verzeichnet, gesammelt und den Hinterbliebenen zugesandt. Für diese Arbeit besteht bei der General-Militärkasse in Berlin, Königgrätzerstraße 12, eine besonders eingerichtete Nachlassstelle, wohin also etwaige Anfragen über den Nachlass gefallener, ebenso auch in Lazaretten gestorbener Angehöriger gesichtet werden können.
26. September 1915
Der Stadtrat hat sich veranlasst gesehen, eine Polizeistunde für Schulkinder und Jugendliche derart einzuführen, das Schulpflichtige spätestens abends 8 Uhr und Jugendliche unter 17 Jahren spätestens abends 10 Uhr die Straßen, Anlagen und Plätze zu verlassen haben, sofern sie sich nicht in Begleitung Erwachsener befinden. Eltern, Dienstherrschaften und Lehrherren seien besonders auf diese Bestimmung hingewiesen.
28. September 1915
Die hiesige Webschule war am 25. September der Einladung des Herrn Prof. Gräbner gefolgt und besichtigte im Verein mit Lehrern und Schülern der Webschulen anderer Städte zunächst die Sächsische Webstuhlfabrik in Chemnitz, dann die städtische Vorbildersammlung und die höhere Webschule wie die höhere Wirkschule. Überall fanden die Besucher liebenswürdige Führer und Erklärer.