1. Oktober 1914
Eine kurze, aber erhebende Feier fand in den heutigen Morgenstunden im Kontor der Firma Anton Haase, hier, statt. Vollendeten sich doch heute 25 Jahre, seitdem Herr Prokurist Carl Uhlich bei dieser weit und breit rühmlichst bekannten Wirknadelfabrik als kaufmännischer Angestellter tätig ist. Der Jubilar wurde vom Inhaber der Firma, Herrn Albert Haase sowie von Vertretern des vollzählig versammelten Beamten- und Kontorpersonals mit warm empfundenen Ansprachen und sinnigen Geschenken geehrt. Auch die Handelskammer zu Chemnitz hatte es sich trotz der gegenwärtigen schwerernsten Zeit nicht nehmen lassen, dieses Tages zu gedenken und den Genannten in Anerkennung seiner 25jährigen treuen Dienste mit einer Ehrenurkunde auszuzeichnen.
Ein aufregender Vorgang trug sich dieser Tage abends spät in einem Hause der Neustadt zu. In einem Anfall von Schlaftrunkenheit stieg die im 11. Jahre stehende Tochter eines dortigen Anwohners aus dem Bett und gelangte durch ein Kammerfenster nach dem Heuboden. Dabei stieß sie in der Dunkelheit an einen dort stehenden Geschirrschrank, warf diesen um und stürzte mit denselben die Treppe hinab, wobei sie sich erhebliche Verletzungen zuzog. Ein in der Nähe wohnender Samariter leistete dem Kinde die erste Hilfe.
7. Oktober 1914
Einen hübschen Hausschmuck, der zugleich als das erste Erinnerungszeichen an den gegenwärtigen gewaltigen Kampf um unseres Reiches Bestand und Ehre auszusprechen ist, hat das eben vollendete Ledersche Haus an der Limbacher Straße in Form einer Putzverzierung erhalten. Ein Gewinde aus Laub und Blumen gibt dem Ganzen die Grenze gegen die Fläche der Front. Im umgrenzten Feld stehen die Worte „Als bildlicher Schmuck“ sind gekreuzte Schwerter und Kriegsfackeln und drei Kanonenkugeln eingefügt.
8. Oktober 1914
Herrn Privatmann Gustav Moritz Stübner, hier, Altmarkt 25, wurde heute vormittag ½ 12 Uhr in der Wohnung durch die Herren Bürgermeister Dr. Patz und Stadtrat Anger das mit allerhöchster Verordnung vom 12. Juni 1914 gestiftete Ehrenzeichen für besondere Treue Feuerwehrdienste ausgehändigt.
13. Oktober 1914
Wieder ist ein Hohenstein-Ernstthaler in französische Gefangenschaft geraten. Wie der beim 139. Inf.-Regiment dienende Soldat Guthe seinen auf der Chemnitzer Straße wohnenden Eltern mitteilt, befindet er sich seit einiger in Toulouse im verwundeten Zustand in Gefangenschaft.
Aus einem Grundstück an der Dresdner Straße, Nähe des Gasthauses „Zur Zeche“ wurden in der Nacht zum Freitag, und zwar unter erscherten Umständen aus einem Schuppen fünf Kaninchen, deutsche Schecken, gestohlen. Es handelt sich um ausgewachsene, nicht schlachtreife Tiere, weshalb die Vermutung naheliegt, daß sie der Dieb zum Verkauf anbieten könnte. Vor dem Ankauf wird gewarnt. Wer irgendwelche Wahrnehmungen über den Diebstahl gemacht hat, wolle dies der Polizei mitteilen.
15. Oktober 1914
Wiederum können wir Mitteilung machen von der Verleihung des Eisernen Kreuzes an einen Sohn unserer Stadt. Der Offiziers-Stellvertreter Herr Johannes Falcke, Ersatz-Abt. d. Kgl. Sächs. Feld-Art.-Regts. Nr. 77, erhielt diese hohe Auszeichnung für die heldenmütige Rettung eines Geschützes aus feindlichen Händen, nach welcher mutigen Tat er die Führung der Abteilung im Feuer übernahm, weil kein anderer Führer mehr da war. Herr Falcke ist der Sohn des verstorbenen hiesigen Fabrikanten und Kaufherrn Viktor Alfred Falcke.
21. Oktober 1914
Ein schwerer Diebstahl wurde am Sonntag nachmittag während der Stunden von 2 bis 7 Uhr in der Gastwirtschaft „Braunes Roß“ verübt. Nach Sprengung mehrerer Zimmertüren wurde ein im Schlafzimmer des Obergeschosses stehender hölzerner Geldbehälter erbrochen und aus ihm ein Betrag von gegen 600 Mark gestohlen. Das Geld war in Beuteln und Portemonnaies verwahrt. Als der Tatverdächtig kommt ein Gast in Frage, der kurze Zeit im „Braunen Roß“ wohnte und dort den Besuch eines Fremden erhielt. Die Diebe müssen gute Ortskenntnis besessen haben.