Dezember 1918

1. Dezember 1918
Im Laufe der Woche ist eine Schwindlerin in zwei hiesigen Betrieben gewesen, hat sich dort als Angehörige eines aus diesem Betriebe gefallenen Familienvaters ausgegeben und gesagt, daß sich die Witwe in großer Not befinde, und hat um Unterstützung für diese gebeten. Sie hat dabei den Namen einer Person genannt, die tatsächlich aus dem betr. Betriebe gefallen ist, und zwar in einem Falle den Namen Neubert und in dem anderen den Namen Strohbach.  Es hat sich herausgestellt, daß die Angaben auf Unwahrheiten beruhen und das sie ohne Auftrag gehandelt hat. Die Schwindlerin wurde heute als die Chemnitzer Straße 64 wohnhafte erst vor kurzem aus der Strafanstalt entlassene Frieda Ella Vogel polizeilich ermittelt, die trotz anfänglichen Leugnens ihre Betrügereien schließlich eingestehen musste.
14. Dezember 1918
Wie man sich in der Stadt erzählt, ist der Kassierer der Gasanstalt Wendler, vor einigen Tagen überfallen und seiner Handtasche, in welcher sich etwa 400 Mk. kassierte Automatengelder befanden, beraubt worden. Nach den Angaben des Ueberfallenen sei er in der Nähe der Bahn Unterführungen am „Logenhause“ von zwei Soldaten durch einen Schlag über den Kopf betäubt und dann in der angegebenen Weise beraubt worden. Auf unsere Erkundigungen an amtlicher Stelle hin erfahren wir, daß die Angelegenheit zzt. die Staatsanwaltschaft in Zwickau beschäftigt und das die Ermittlungen wohl Licht in die Sache bringen werden.
Diebe haben sich in der vergangenen Nacht in drei Häuser unserer Stadt, die sie mittels Nachschlüssels geöffnet haben, und aus auf den Fluren stehenden Schränken, die sie ebenfalls gewaltsam geöffnet haben, verschiedenes gestohlen und zwar in einem Falle einen größeren Brotvorrat, in den anderen Fällen zwei Paar Herren, ein Paar Damen – und ein Paar Gummischuhe, Geflügelschere und andere Sachen. Die Erörterungen sind im Gange, Mitteilungen über etwa gemachte Wahrnehmungen erbittet das Polizeiamt.
15. Dezember 1918
Dank.
Von den Inhabern der Firma Halpert & Co. hier, den Herren Dagobert und Eugen Halpert in Gera, sind der Stadtgemeinde Hohenstein-Ernstthal 10 000 Mark gestiftet worden. Die Erträgnisse der Stiftung sollen zur Aufnahme eine hiesigen Bürgers ins Bürgerheim Verwendung finden. Unter den Bewerbern um Aufnahme steht bei gleicher Berechtigung und gleicher Würdigkeit einem Arbeiter oder Angestellten der Firma der Vorzug zu.
Die städtischen Kollegen haben von der Stiftung mit Freuden Kenntnis genommen und gern ihre Aufnahme und stiftungsgemäße Verwendung beschlossen. Sie sprechen den hochherzigen Geschenkgebern für ihre von vorbildlicher Gesinnung zeugende Spende auch öffentlich den wärmsten und herzlichsten Dank aus.
Der Stadtrat
Dr. Patz, Bürgermeister
Die Stadtverordneten
E. Lohse, Vorsteher
18. Dezember 1918
Dieser Tage stellte bei einem hiesigen Geschäftsmann ein Soldat einen schweren Reisekorb ein mit dem Bemerken, daß der Korb von einem Kameraden abholt werden wurde. Die Angelegenheit mußte aber verraten worden seien, denn nach kurzer Zeit erschien ein anderer Soldat im Laden und forschte nach dem Korb. Wie sich nun herausstellte, barg der Korb verschiedene Gegenstände, die dem Letzteren und noch anderen Kameraden gestohlen worden waren und bei passender Gelegenheit verschwinden sollten. Die rechtmäßigen Besitzer erhielten ihr Eigentum wieder zurück.
Dieser Beitrag wurde unter 1918 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.