01. März 1910
Einem auf der Chemnitzerstraße* wohnenden Geschäftsinhaber wurde am Sonnabend von einem Diebe in seinem Laden ein Besuch abgestattet, wobei er den Inhalt der Ladenkasse im ungefähren Betrage von 2 Mark mitgehen ließ. Zum Glück hatte der Inhaber zuvor einen größeren Betrag umgewechselt und dazu Geld aus der Ladenkasse entnommen, sonst wäre dem Langfinger mehr in die Hände gefallen. Für den Dieb war der Umstand günstig, daß man aus Versehen den Ladenschlüssel hatte stecken lassen.
Seltene Gäste, einen Trupp Zigeuner, hatte am Sonnabend der Hüttengrund aufzuweisen. Die braunen Gesellen führten aber keine Wagen bei sich, sondern trugen ihre dürftige Habe auf dem Rücken. Wahrscheinlich waren sie von einem Haupttrupp abgekommen, den sie wieder zu erreichen suchten. Sie nahmen ihren Weg in der Richtung nach Waldenburg.
04. März 1910
Zu den beiden im Erzgebirgischen Sängerbund vereinigten hiesigen Gesangsvereinen „Arion“ und „Sängerverein“ wird sich demnächst noch ein dritter gesellen: der M.-G.-V. „Liederhain“ beschloß in seiner gestrigen Versammlung den Beitritt zum Bunde. Er wird sich binnen kurzem der erforderlichen Prüfung unterziehen.
08. März 1910
In der Nacht zum Sonntag statteten Diebe dem Gasthof „Heiterer Blick“ im Hüttengrund einen unliebsamen Besuch ab. Sie drangen in das Gewölbe ein und stahlen dort außer Kleinigkeiten einen Schinken, sowie ca. 12 Pfund Wurst. Ein im Gewölbe liegendes Faß Branntwein drehten sie auf, sodaß der Inhalt verloren ging. Vordem hatten die Langfinger versucht, in der „Claußmühle“ einzubrechen. Der Hund des Besitzers machte aber Lärm, sodaß der Letztere munter wurde. Als er zum Fenster hinuntersah, konnte er bemerken, wie zwei Männer schon den Fensterladen herausgezogen hatten, um ins Parterre einzusteigen. Ein von ihm abgegebener Schreckschuß brachte die Diebe schnell zur Flucht.
10. März 1910
Mit Freuden ist der Ankauf des Rotherschen Feldes – begrenzt vom Silbergässchen, der Karlstraße und Gärtnerei Haugk am Seidelberg – durch den Erzgebirgsverein zu begrüßen. Bei genügender Beachtung einer entsprechenden Bepflanzung läßt sich hier ein Stadtbild bezw. ein Straßendurchblick schaffen, wie er selten anzutreffen sein wird. Schon jetzt blickt der größte Rand des Grundstückes wie eine hohe Warte über das Hausgrundstück des Bäckermeisters Uhlmann herein in die Karlstraße, wenn man diese vom Altmarkt her betritt. Krönt diese Höhe erst schöner Baumwuchs, dann wird die Wirkung umso markanter sein.
11. März 1910
Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich heute Vormittag auf der Chemnitzerstraße* zu. Das 8 Jahre alte Kind eines dort wohnenden Bauhandwerkers ging zu weit an die Pferde eines hiesigen Färbereigeschirrs. Dabei schlug ein Pferd aus und traf das Kind mit dem Huf an den Hinterkopf, sodaß es eine erhebliche Verletzung erlitt. Das bedauernswerte Kind mußte sofort in ärztliche Behandlung gegeben werden.
12. März 1910
Im Laufe dieser Woche brannte der Bahndamm oberhalb des „Logenhauses“ mehrmals an verschiedenen Stellen. Das Feuer war durch herausfallende Funken von den vorüberfahrenden Zügen entstanden und fand in dem hohen dürren Gras schnell Nahrung. Vom diensttuenden Bahnwärter wurde das Feuer jedes Mal wieder gelöscht, ohne Schaden anzurichten.
Von einem offenbar lokalkundigen Langfinger heimgesucht ward gestern ein Fleischerladen in der oberen Weinkellerstraße. Da sowohl die von der Straße wie von dem Hausflur in den Laden führende Tür an die elektrische Klingelanlage angeschlossen sind, diese aber nicht gehört worden ist, so kann nur angenommen werden, daß der Dieb seinen Weg durch ein an den Laden stoßendes kleines Zimmer genommen haben kann. Der Inhalt der Ladenkasse, etwa 20 – 30 Mk., ward seine Beute. Man hat bisher keinerlei Anhaltspunkte, wer der Spitzbube sein könnte.
15. März 1910
Das Neustädter Schützenhaus, das kürzlich von Herrn Hugo Rauschenbach in der Zwangsversteigerung erstanden wurde, ist dieser Tage schon wieder verkauft worden und ist es in Besitz eines hiesigen Herrn übergegangen. Herr Rauschenbach gibt, wie wir hören, schon mit dem hiesigen Tage die Bewirtschaftung auf.
Schon wieder hat Diebesgesindel in unserer Stadt sein Unwesen getrieben. In der vorletzten Nacht wurde im Restaurant „Grauer Wolf“ der Garderoberaum geplündert und von dort, soweit sich feststellen ließ, ein Herren-Ueberrock, ein braun gekästeltes Herrenjackett, ein K. S. gezeichneter weicher grüner Hut, ein braun geflammter Spazierstock und ein großer Papiersack mit Deckenabfällen gestohlen. Man vermutet, daß als Diebe zwei Personen in Verdacht kommen, wenigstens will man zu der Zeit, als der Diebstahl ausgeführt ward, ein leises Gespräch gehört haben. Die Langfinger müssen auch hier mit den örtlichen Verhältnissen gut vertraut sein, da man sich sonst nicht gut erklären kann, wie sie so völlig unbemerkt in die Garderobe gelangen konnten. Ein nach einer bestimmten Richtung hin verfolgter Verdacht bestätigte sich nicht, eine Haussuchung verlief ergebnislos.
19. März 1910
Sie können zusammen nicht kommen – die Rathaus-Uhr und die der Kirche nämlich! Jede hat ihren „Kopf für sich“. Wie die feindlichen Brüder, so will keine der beiden genau dasselbe tun, was die andere tut. Heute früh hatte hinkte die Kirchturm-Uhr derart nach, daß sie sich zum Anschlagen der siebenten Stunde erst herbeiließ, als dies seitens der Rathaus-Uhr bereits vor fast 20 Minuten geschehen war. Man sollte meinen, in dieser Hinsicht eine gewisse Übereinstimmung zu erzielen, sollte nicht allzu schwer fallen.
*Chemnitzerstraße = heutige Pölitzstraße