November 1917

2. November 1917
Dem Bethlehemstifte im Hüttengrunde hat die im September in Reichenbrand verstorbene Frau verw. Scharf, geb. Schmieder im Gedächtnis an ihren Gatten, der ein großer Freund des Bethlehemstiftes war, 4000 Mark zu einer Liegehalle vermacht, die den Namen „Hermann und Agnes Scharf Liegehalle“ tragen soll. Damit wird ein großer Wunsch der Verwaltung des Stiftes erfüllt.

5. November 1917
Anläßlich der morgen Dienstag, den 6. November im Schützenhaus stattfindenden Wohltätigkeitsver
anstaltungen (bunter Abend) läßt die Betriebsdirektion der Ueberlandbahn einen Zug in der Richtung nach Oelsnitz verkehren, der den Personenbahnhof Hohenstein-Ernstthal pünktlich ¼ Stunde nach Schluß der Veranstaltung verläßt. Dadurch wird es auch den Bewohnern unserer Nachbarorte möglich sein, diese außergewöhnliche Veranstaltung zahlreich zu besuchen; ihr Reinertrag kommt, wie bekannt, dem „Heimatdank“ und dem österreichen Hilfsverein zugute.

8. November 1917
Es gibt keine Schwerarbeiterzulagen für geistige Arbeiter. Auch der Sächsische Lehrerverein ist, gleich anderen Vereinigungen, mit einem Gesuch wegen Gewährung von Schwerarbeiterzulagen an geistige Arbeiter vom Ministerium des Innern abschlägig beschieden worden.

13. November 1917
Vor Dieben ist dringend und allseits zu warnen. Wir leben in einer Zeit, die die Begriffe „Mein und Dein“ nicht mehr kennt oder nicht mehr kennen will. Täglich wissen die Zeitungen und die Polizeiberichte von den unglaublichsten Diebereien, von Einbrüchen und Eigentumsvergehen zu berichten. Auf sorgsamen Verschluss aller Behälter sei namentlich in den jetzigen finsteren Nächten und in den kommenden Weihnachtswochen aufmerksam gemacht.

17.November 1917
Für 30jährige treue Dienste bei der Firma F. Oskar Zwingenberger, hier, wurde deren ersten Buchhalter, Herrn Emil Wunderlich von der Handelskammer Chemnitz eine Ehrenurkunde verliehen.

17. November 1917
In der gestern Abend im „Berggasthaus“ abgehaltenen, nicht allzu zahlreich besuchten Mitgliederversammlung des Erzgebirgszweigvereins gedachte der Vorsitzende, Herr Stadtrat Ebersbach zunächst der kürzlich erfolgten Pflanzung der Hindenburg- und der Luthereiche und widmete sodann dem jüngst auf dem Felde der Ehre gefallenen erzgebirgischen Liedersänger Max Gaudlitz tiefempfundene Worte des Dankes für all die schönen Stunden, die er so vielen aus unserer Stadt durch seinen Gesang bereitet habe.

19. November 1917
Ein in einem hiesigen Gasthause beschäftigtes Dienstmädchen hat ihre letzte Dienstherrschaft in Stollberg kräftig bestohlen und eine größere Menge Bett- und Tischwäsche und dergl. mitgehen heißen. Die Diebin wurde hier ermittelt und ihr die Beute wieder abgenommen, die der Geschädigten zurückgegeben werden konnte.

24. November 1917
Herr Schmiedemeister Max Engelmann, hier, Moltkestraße, Unteroffizier und Fahnenschmied der Landwehr, wurde kürzlich zum Sergeant und Oberfahnenschmied befördert. Herr Engelmann ist im Besitze der Friedrich August Medaille in Silber und des Eisernen Kreuzes 2. Klasse.

26. November 1917
Der schwere Sturm des gestrigen Tages hat an Zäunen und Dächern, an Bäumen und in Gärten verschiedentlichen Schaden angerichtet, der sich zumeist in herabgerissenen Ziegeln und Schiefern, umgeworfenen Einfassungen, abgerissenen Ästen und ähnlichem äußerte. Zu den Wehen des Sturmes gesellte sich zumeist Regen und Schnee, die namentlich in den Mittagsstunden den Aufenthalt im Freien recht ungemütlich machten. Gegen Abend zu besserte sich das Wetter bei steigendem Luftdruck allmählich. Auf der Rückseite des Zyklons hat Schneewetter eingesetzt, das bei erheblichem Wärmerückgang heute Morgen die Fluren im weißen Gewande erscheinen ließ.

26. November 1917
Die Zweimarktstücke hören am 1. Januar 1918 auf, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein. Von den öffentlichen Kassen werden sie jedoch noch bis Ende Juni 1918 in Zahlung genommen. Wer noch im Besitze von Zweimarktstücken ist, erledige sich ihrer also recht bald!

27. November 1917
Aus einem Merkblatte der Reichsstelle für Gemüse und Obst erfährt man die bis jetzt wohl kaum bekannte Tatsache, daß alle inländischen Zwiebeln für den Bedarf des Heeres und der Marine nötig sind, ebenso zunächst die vorhandenen ausländischen Zwiebeln; nur kleinere Mengen der Auslands-zwiebeln könnten der Verteilung zugeführt werden.

28. November 1917
Heute Morgen gegen 4 Uhr ertönte in der Neustadt Feueralarm. In dem Kesselhaus der Marmeladen-
fabrik des Herrn Paul Weichelt waren, zweifellos durch Selbstentzündung, Briketts und Kleidungsstücke in Brand geraten, der, durch den heftigen Wind angefacht, sich dem Dache mitteilte.

Durch sofortiges Hinzutun gelang es, das Feuer noch im Keime zu ersticken, sodass die Feuerwehr nicht zum Eingreifen kam. Der angerichtete Schaden ist nur geringfügig.

29. November 1917
Unser Jugendheim, das im Gemeindehaus am Neumarkt untergebracht ist, erfreut sich seit der Wiedereröffnung erfreulicherweise recht regen Besuches der jungen Leute. Besonders scheint dazu beizutragen, daß wöchentlich nur ein Abend dazu verwendet wird und daß jeder Abend anderen Charakter trägt. Auf diese Weise bilden sich feste Besuchergruppen, deren einzelne mehr nach der oder jener Art der geistigen Nahrung neigt. Bürger, die Interesse an der Jugendbewegung haben, sind als Gäste sehr willkommen. Das Heim ist jeden Donnerstag von 8 bis 10 Uhr geöffnet.

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Oktober 1917

5. Oktober 1917
Die Spitzbuben gehen jetzt auch am hellen Tage mit ziemlicher Frechheit zu Werke. Heute ward abermals eine Diebstahlgesellschaft – eine ältere Frau mit zwei Enkelkindern – erwischt, die mit einem Zentner erbeuteter Kartoffeln heimwärts pilgerte. Die Kartoffeln wurden beschlagnahmt. Falls der Bestohlene – es kommt ein Feld auf nördlicher Flur in Frage – Strafantrag stellt, muß auch Bestrafung der Täter erfolgen.

7. Oktober 1917
Ein gefährlicher Brand entstand heute vormittag gegen ¼ 12 Uhr im Anwesen des Herrn Viehhändler Julius Kiesow an der Badstraße. Beim Ausräuchern eines Stalles fing durch einen unglücklichen Zufall das in einem angebauten Schuppen lagernde Stroh Feuer und fast im Nu stand das ganze Lager in Flammen. Der Besitzer ist um so schwerer geschädigt, als er unter den gegenwärtigen Verhältnissen wohl kaum Ersatz finden wird für die vernichteten 80 Zentner Stroh, das bekanntlich für Heereszwecke beschlagnahmt ist. Ein großes Glück war es, daß eine Anzahl Mitglieder unserer Wehr bereits 5 Minuten nach der Feuermeldung an Ort und Stelle sein und den Flammen kräftig Einhalt tun konnte, sowie das zu dieser Zeit sich das Zuchtvieh auf der Weide befand.

16. Oktober 1917
Ein neues größeres Unternehmen wird, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, sich demnächst hier ansässig machen. Dadurch wird einem Teil der Arbeiterschaft, der gegenwärtig im nahen Chemnitz dem Verdienst nachzugehen gezwungen ist, Gelegenheit geboten, am Wohnorte bleiben und schaffen zu können. Am heutigen Montag ging das gesamte Neustädter Schützenhausgrundstück, das zu einem Teil Herrn Brauereibesitzer Heilmann, zum anderen der Neustädter Schützengesellschaft gehörte, in den Besitz der Firma Röber, Maschinenfabrik Chemnitz, Palmenstraße, über. Die Firma fertigt in der Hauptsache Drehbänke, Fräs- und Hobelmaschinen an und hat in Chemnitz keine Gelegenheit, den Betrieb zu erweitern, das soll nun zunächst hier geschehen; nach dem Kriege wird der gesamt Betrieb nach hier übersiedeln und hier auch eine Eisengießerei errichtet werden. Das Grundstück eignet sich seiner ganzen Beschaffenheit nach vorzüglich für solch eine Anlage; es hat eine Größe von insgesamt 20.000 Quadratmetern, einschließlich des 3350 Quadratmeter großen, jetzt zugeschütteten früheren Zechenteiches, der bisher Herrn Stadtrat Layritz gehörte. Das Grundstückseigentum der Schützengesellschaft umfasst gegen 7520 Quadratmeter; auf ihm befindet sich das Schießhaus und der Schießstand. Auch die nach Norden gelegene Obstanpflanzung am Fuchsgraben gehörte ihr. Den ganzen Platz schenkte das Gräfisch Schönburgische Haus der Gesellschaft gelegentlich ihrer Gründung im Jahre 1740. Durch Ankauf eines Feldes von einem Oberlungwitzer Besitzer wurde er noch vergrößert. Die Gesellschaft die gegenwärtig 65 Mitglieder zählt, von denen 18 im Heeresdienst stehen, wird sich nun nach einem neuem Heim umsehen müssen, nachdem sie sich 177 Jahre lang an der jedem Schützen lieb gewordenen Stätte wohlgefühlt hat. Dem neuen Unternehmen wünschen wir, daß es sich in für unsere Stadt segensreicher Weise entwickeln mögen.

26. Oktober 1917
Zur dankbaren Erinnerung an unseren Dr. Martin Luther soll jetzt am Reformationsjubiläumstage nachmittags 3 Uhr auf dem Pfaffenberge, nordöstlich des Berggasthauses nun auch eine Luther-Eiche gepflanzt werden. Herr Pastor Gerstmayr hat sich bereitfinden lassen, die Festrede zu halten. Zu reger Beteiligung werden Einladungen an alle Behörden, die hiesigen Vereine mit ihren Fahnen, die sämtlichen Schulen mit den drei Oberklassen, sowie an die gesamte Einwohnerschaft durch die Tageszeitungen noch ergehen.

Seine Nachlässigkeit hat der Besitzer eines Grünwarengeschäfts in der Breiten Straße schwer büßen müssen. Statt die Tageskasse nach Geschäftsschluss sicher zu verwahren, beließ er sie im Laden. Ein Einbrecher verschaffte sich durchs Fenster von einem Nebenraume aus Eingang zum Verkaufsraum und dort fiel ihm die Ladenkasse mit etwa 100 Mk. Inhalt in die Hände. Ob der Geschädigte je etwas wiedersehen wird, ist sehr fraglich, denn bis jetzt hat man von dem Täter noch keine Spur.

27. Oktober 1917
Am Montag hat die letzte Schar dieses Jahres das Bethlehemstift im Hüttengrund verlassen. Im Frühjahr schien es der Ernährungsschwierigkeiten wegen nicht möglich, die Pflege wie sonst aufzunehmen. Mit schwerem Herzen wurde den vielen angemeldeten Kindern eine Absage geschickt. Da kam die große Bewegung „Stadtkinder aufs Land“, die ganz Deutschland ergriff, und das Stift erhielt von oben einen Wink, seine Türen doch noch aufzutun, die Regierung wolle die Lebensmittel sicherstellen. Wäre es denn nicht auch unnatürlich gewesen´, eine für solche Zweck gut eingerichtete Anstalt in der Nähe geschlossen zu halten und die Kinder in die Ferne zu beliebigen Leuten zu geben? Nun strömten aber die Kinder nur so heran. In 5 Abteilungen sind 1003 aus dem ganzen Lande im Stift gewesen. Besonders den ersten Scharen merkte man die durch den Krieg veranlassten Entbehrungen stark an, und vier Wochen brachten weniger Zunahme an Gewicht, als sonst wohl. Aber die späteren Abteilungen haben sehr gut zugenommen, 8 und selbst 10 Pfund sind keine Seltenheit. Wie wohl sich die Kinder befanden, konnte man an ihrem Frohsinn und ihrer Ausgelassenheit merken. Auch ihre ganze Haltung war besser denn sonst, es gab fast keinen Ärger mit ihrem Betragen. Das günstige Wetter mit dem vielen schönen Sonnenscheine trug sehr zum Wohlbehagen bei. Noch nie gab es so wenig Krankheit, als diesmal. Die reichliche Verpflegung kam zum ganz überwiegenden Teile von auswärts, die Milch z.B. über Chemnitz von weither. Trotzdem machte es viel Mühe, das Nötige zu schaffen, und die Preise waren hoch. Mit innigem Dank gegen Gott konnte die Arbeit geschlossen werden.

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August 1917

1. August 1917
Vom 15. August ab wird die Angabe von Name, Wohnort und Wohnung auf den Gebäckstücken, die der Reisende der Bahn übergibt, zur allgemeinen Pflicht gemacht. Jedes Gepäckstück muß die genaue und dauerhaft befestigte Adresse des Reisenden, also Name, Wohnort und Wohnung tragen. Ebenso muß der Name der Aufgabe und Bestimmungsstation angegeben sein. Nicht derartig gekennzeich- netes Gepäck kann zurückgewiesen werden.

2. August 1917
Am 1. August 1916 wurde der Bezugsschein für Wäsche und Kleidung eingeführt. Während in der ersten Zeit die Ausstellung von Bezugsscheinen ziemlich frei war und sich nur auf Wäsche und Kleidungsstücke innerhalb gewisser Preisgrenzen erstreckte ist mit zunehmender Kriegsdauer die Bezugsscheinplicht weiter ausgedehnt worden. Vom 31. Oktober ab fiel die Preisgrenze für bezugsscheinfreie Kleidungsstücke, es wurden Abgabebescheinigungen für getragene Kleidung und Einkaufsbücher eingeführt. Am 27. Dezember wurde die Bezugsscheinpflicht auf Schuhe ausgedehnt und mit dem gleichen Tage begann auch die Bewirtschaftung von getragenen Kleidern und Schuhen durch die Kommunalverbände.

2. August 1917
Die erste Kohlenknappheit zwingt auch die Eisenbahnverwaltung zur äußersten Einschränkung des Verbrauchs. Daher müssen die Plätze der Personenzüge äußerst ausgenutzt werden. Reisende, die auch auf Stehplätzen nicht untergebracht werden können, oder nicht damit vorlieb nehmen, müssen zurückbleiben. Bei übergroßen Andrang ist der Fahrkartenverkauf einzustellen. Reisende, die sich bei dieser Reglung nicht beruhigen, sind darauf hinzuweisen, daß Beschwerden hiergegen zwecklos sind.

6. August 1917
Zum Aufkäufer von Obst ist für den hiesigen Bezirk Herr Gastwirt Oswald Anke, Dresdner Straße 123 Gasthaus Zeche bestimmt worden. Zum Bezirk gehören außer der Stadt: Langenberg, Kuhschnappel, Meinsdorf, Tirschheim, Oberlungwitz, Gersdorf und Hermsdorf. Sämtliches in diesen Gemeinden verkäufliche Obst soll dem Aufkäufer angeboten werden.

8. August 1917
Felddiebstähle nehmen sein Ende. So wurden in letzter Nacht von dem Grundstück eines hiesigen Fabrikbesitzers im Hüttengrund sowohl wie von einem Felde in der Gegend des Mineralbades je ein
Zentner Frühkartoffeln entwendet.

9. August 1917
Ein Einbruch wurde letzte Nacht im Grundstück des Landwirts Paulus Bauer in der Hüttengrundstraße verübt. Zugang erhielt der Verbrecher mittels Einsteigens durch ein offen stehendes Fenster. Ihm fielen ein größerer Geldbetrag, eine Zylinderuhr mit Kette und die der Familie zustehende Menge an Margarine, die gestern erst gekauft worden war, in die Hände.

13. August 1917
Vorige Woche wurde eine der beiden großen Linden auf der Lutherhöhe, die vor kurzem durch den starken Sturm schwer beschädigt und zum Teil gespalten wurde, vollends gefällt. Damit ist leider ein Zeuge alter Zeit, der auch das Landschaftsbild unserer Gegend verschönte, verschwunden. Diese beiden Linden befanden sich auf dem „Gemeinfeld“ (ehemaliges Schießangergrundstück) und wurden zum Andenken an den „Gesundborn“ im Mineralbad auf Befehl der damaligen Obrigkeit im Jahre 1766 von den Jungbürgern Hohensteins dorthin verpflanzt. In der Nähe dieser Linden wurden im Jahre 1813 auch drei Franzosen begraben.

15. August 1917
Der zweite Geistliche der St. Trinitatiskirchgemeinde, Herr Pastor Boeßneck, wird uns in Bälde verlassen. Er wurde einstimmig zum Pfarrer von Röderau bei Riesa gewählt.

20. August 1917
Das Schauturnen mit vorangehender Jubilarfeier des Turnvereins von 1856 konnte in befriedigender Weise vor sich gehen, kann sogar als recht gut gelungen bezeichnet werden, wenn man die ungünstigen Zeitverhältnisse in Betracht zieht. Am Vorabend fand sich Alt und Jung im Vereinszimmer zusammen, um in einfacher Weise die Ernennung der Mitglieder, die dem Verein mit heuer 25 Jahre zugehören, zu Ehrenmitgliedern zu feiern.

25. August 1917
Portoschinder seien auf eine Bestimmung aufmerksam gemacht, die wohl noch wenig bekannt ist. Drei Mark Strafe kostet es dem zur Absendung einer Feldpostkarte Berechtigten, wenn außer ihm noch eine Zivilperson einen Zusatz macht. Der Empfänger darf zwar vom Inhalt der Karte Kenntnis nehmen, aber dann geht sie an den Absender zurück, der um 3 Mark erleichtert wird.

27. August 1917
Von der Neustädter Schule wird uns geschrieben: Die Mittel für Speisung armer und kränklicher Schulkinder gehen zu Ende. Außer einer wöchentlichen Spende von neun Mark sind der Kasse seit langer Zeit keine Mittel zugeflossen. Deshalb ergeht an alle, die helfen können und wollen, die herzliche Bitte, durch reichliche Gaben die Beibehaltung der wohltätigen Einrichtung zu sichern.

29. August 1917
Die Erhöhung des Höchstpreises für Einfachbier bildet den Gegenstand eingehender Beratungen im Kriegsernährungsamt, und die Neureglung dürfte bereits in den nächsten Tagen zu erwarten sein. Der deutsche Bauernbund hat kürzlich eine erneute Eingabe an das Kriegsernährungsamt gerichtet mit der Begründung, daß die in Aussicht genommene Preiserhöhung von 23 Mark nicht als ausreichend erscheint und der Preis von 25 Mark für das Hektoliter festzuhalten sei.

31. August 1917
Gestern Freitag nachmittag 4 Uhr hielt unter Glockengeläut unser neuer Pfarrer, Herr Pastor Schreyer aus Erfenschlag mit Familie seinen Einzug in Wüstenbrand. Er wurde an der Pfarre von den Mitgliedern des Kirchenvorstandes unter Führung des Herrn Pfarrer Hartung aus Mittelbach und den oberen Klassen der Schule unter Führung des Herrn Kantor Stadelmann empfangen.

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Juli 1917

1. Juli 1917
Einen verwegenen Diebstahl führte ein neunjähriger Junge aus der von der elterlichen Wohnung aus über das Dach des Hauses hinweg einem Nachbarhaus einen Besuch abstattete, aus der Wohnung einer Kriegesfrau außer Nahrungsmitteln drei Kisten Zigarren zu je 50 Stück stahl und die Beute daheim versteckte. Die Polizei konnte den größten Teil des Gestohlenen wieder herbeischaffen und der Frau zurückgeben.

Im Badteich versuchte sich gestern eine hier auf der Schubertstraße wohnhafte Frau zu ertränken. Eine andere Frau, die zufällig des Weges kam, verhinderte sie an ihrem Vorhaben.

5. Juli 1917
Der unerbitterliche Tod hat dem Leben eines Mannes ein frühes Ziel gesetzt, der zu weiten Kreisen unserer Einwohnerschaft in den engsten Beziehungen stand: Gerhard Neumann ist einem tückischen Leiden, das ihm viele Qualen brachte, erlegen. Vornehmlich in Sängerkreisen hatte sein Name einen guten Klang und wird ihn auch fürderhin haben; welche Förderung der deutsche Männergesang durch ihn erfahren hat, das wissen die Angehörigen der von ihm geleiteten Vereine – Arion, Bäckermeister-Gesangsverein und Sängerabteilung des Turnerbundes – rücksichtslos zu würdigen. Den Schmerz über seinen Verlust empfinden sie alle gleich schwer.

13. Juli 1917
Eine Zeit traurigen Gedenkens ruft der gegenwärtige Monat in der Erinnerung wach. Am 23. Juli vollenden sich 30 Jahre, daß unsere ehemalige Stadt Hohenstein von einem größeren Schadenfeuer heimgesucht wurde. An diesem Tage früh gegen 3 Uhr brach in einer der an der ehemaligen Lichtensteiner (Jetzt Bismarck-) Straße gelegenen 4 Scheunen ein Feuer aus, das die Scheunen schnell einäscherte. Durch die Glut der Flammen gerieten auch die gegenüberliegenden Häuser in Brand und binnen kurzer Zeit waren fast gleichzeitig das Haselhunsche (die jetzige Schrapsche Fabrik) und Bauersche Restaurant, sowie das Lohsesche Haus vollständig niedergebrannt. Um dem Feuer Einhalt zu tun, mußten das Haus des Kürschnermeisters Dietrich und des Nähmaschinenhändlers Roscher, sowie die Feigsche Scheune niedergerissen werden. Obdachlos wurden damals 12 Familien mit 43 Köpfen. Die Löscharbeiten wurden durch umfangreiche Erdarbeiten an dieser Straße erschwert. Das Feuer war angelegt worden, doch konnte der Brandstifter nicht überführt werden.

25. Juli 1917
Bisher haben wir hierorts noch nie Gelegenheit gehabt, eine Fliegerlandung zu beobachten. Kein Wunder darum, daß eine solche die Menschen in Scharren anlockt. In der zehnten Vormittagsstunde ertönte über der Stadt auffällig lautes Geräusch, das plötzlich fast ganz verstummte: ein tiefgehender Flieger senkte sich mehr und mehr und endete seinen Gleitflug auf der Kleindienstlichen Wiese neben der Scheune an der Straße nach Langenberg. Bei der Landung widerfuhr dem Flugzeug das Mißgeschick, das beim Ueberfahren einer Bodenvertiefung die linke hintere Tragfläche derart beschädigt wurde, daß sie Herrn Schloßermeister Lange zur Wiederherstellung in Arbeit gegeben werden musste, der den Schaden in kurzer Zeit vollständig heilte. Es handelt sich um das Flugzeug Nr. 46 der Fliegerschule (Herzog Carl Eduard Schule) zu Gotha, das dort heute früh bei klarem Wetter mit dem Ziel Chemnitz aufgestiegen war. Es hatte 8000 Meter Höhe erreicht und kam hier in eine dicke Wolkenschicht, was zur Folge hatte, daß der Flugschüler sein Ziel verfehlte. Um sich in der Gegend zurecht zufinden, stellte er den Motor ab und ging 2 ½ Minuten auf 400 Meter herab, um dann den Gleitflug über unserer Stadt auszuführen. Kurt nach ¾ 1 Uhr war das Flugzeug wieder instandgesetzt und wandte sich seinem Ziele zu, das es hoffentlich wohlbehalten erreicht hat.

27. Juli 1917
Einen schweren Unfall erlitt gestern nachmittag ein Radfahrer, der leichtsinnigerweise den Altmarkt heruntergefahren kam, dabei die Gewalt über sein Rad verlor und in ein Schaufenster des Emil Beckschen Geschäfts fuhr, das zertrümmert wurde. Der Radfahrer erlitt beträchtliche Verletzungen.

28. Juli 1917
Wie uns vom Rathaus mitgeteilt wird, hat der Wirt des Gasthofes „Zu den drei Schwanen“ infolge verletzender Artikel der „Volksstimme“ die Weiterführung der von ihm übernommenen Volksküche über den 28. Juli hinaus abgelehnt. Es kann infolgedessen vom 30. Juli ab nur noch in der Neustädter Volksküche und anstatt, wie bisher, für 800 Personen nur noch für 500 Personen täglich gekocht werden. Der Markenverkauf für die bestehen bleibende Volksküche in der Neustädter Schule findet wie üblich im Stadthause statt.

29. Juli 1917
Trotz des Krieges herrscht im Bethlehemstift im Hüttengrund reges Leben. Im Laufe dieser Woche trafen dort wieder 200 Kinder zu vierwöchigem Erholungsaufenthalt ein. Die Ernährung der Kleinen, die vorwiegend aus der Chemnitzer Gegend stammen, ist sichergestellt. Auch bei Herrn Gutsbesitzer Oehmichen im Hüttengrund sind Kinder zur Erholung untergebracht, darunter solche aus Dresden.

31. Juli 1917
Ein wahrscheinlich grundloses Geschwätz, verursacht durch einige Frauen, macht gegenwärtig wieder einmal die Runde durch unsere Stadt. Man wollte an den Eisenhöhlen im fürstlichen Walde einen russischen Flüchtling gesehen haben. Daraufhin ließen die Behörden eine teilweise Durchsuchung des Waldgeländes vornehmen, jedoch ohne Erfolg

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Mai 1917

5. Mai 1917
Einen sehr empfindlichen Verlust erlitt ein hiesiger Einwohner, der auf der Lutherstraße einen Beutel mit 111 Mark – einen 50 Mark Schein und kleineres Papiergeld – verlor. Eine Frau beobachtete, wie ein Schnürsenkelhändler den Fund aufhob. Den Mann hat man aber bisher nicht ermitteln können; er ist etwa 40-50 Jahre alt, von hagerer, mittelgroßer Gestalt, trägt braunes Jackett, schwarzgestreifte Hose, weichen braunen Filzhut und führt eine schwarze Wachstuchtasche mit Waren mit sich. Wer nähere Angaben über den Händler machen kann, wolle diese der Polizei mitteilen.

10. Mai 1917
Die hiesige Sitzung der Stadtverordneten währte in ihrem öffentlichen Teile nur eine halbe Stunde. U.a. wurde ein Berechnungsgeld in Höhe von 1000 Mark für die Heranschaffung von Butter erbeten und bewilligt, ebenso ein Berechnungsgeld von 7000 Mark für einen zweiten Posten Heeresnäharbeit.Die hiesigen Herren Ärzte teilten mit, daß ihnen die Verhältnisse nicht mehr gestatten, der Stadt einen Nachlaß von 20 v.H. für die Behandlung der Kriegerangehörigen und Arbeitslosen zu gewähren; man willigte darein, künftig diese Forderungen voll zu bezahlen.

17. Mai 1917
Unter den Gastwirtschaften unserer Stadt nimmt das „Logenhaus“ mit seinem prachtvollen Konzertgarten unstreitig den ersten Rang ein, und von weit und breit stellen sich die Besucher ein. Guten Zuspruch erfreut sich auch „U-Kaffee“. Die Bewirtung entspricht allen seitens der Gäste geäußerten Wünsche.

20. Mai 1917
Einbrecher sind in den letzten Tagen und Nächten mehrfach hierorts tätig gewesen. Hausbesitzer möchten deshalb, um sich und ihre Mieter vor größerem Schaden zu bewahren, erhöhte Vorsicht walten lassen und die Türen so sichern, daß sie unberufenem Einwirken Widerstand zu leisten vermögen. In der Nacht zum Freitag hat ein Einbrecher in der Teigwarenfabrik von Wüstner arg gehaust. Mit einer Radehacke wuchtete er eine Tür auf und zertrümmerte dann ein Doppelfenster, umso Eingang zum viertel Zentner Weizenmehl in die Hände fielen. Dann hob er ein Kellerfenster aus, stieg auf einer Leiter hinunter, wuchtete die Beschläge der der Kellertür ab und gelangte in die Hausflur, von wo er eine versandfertige Kiste mit einem halben Zentner Nudeln mitnahm. Die Spuren, die durch den Lieberknechtschen Garten führen, weisen auf die Benutzung eines Handwagens hin. Weiterhin gelang es einem Diebe, jedenfalls nach Einschleichen in das Haus an der Conrad-Clauß-Straße, Zugang zum keller zu erhalten, an dessen Tür der Schlüssel steckte. Er durchsuchte vier verschiedenen Abteilungennach Lebensmitteln, fand aber nur ein halbes Stückchen Butte, das er mitnahm. In einem dritten Falle führten Spuren eines Diebes durch ein Gartengrundstück in derselben Gegend. Hier hatte es der Spitzbubejedenfalls auf Hühner abgesehen. Entweder ist er in seinem Vorhaben gestört oder der Beschluß des Stalles hat seine Bemühungen, sich Zugang zu verschaffen, widerstanden.

24. Mai. 1917
Herrn Emil Kiesewetter und Herrn Otto Zapf, Strumpfwirker bei der Firma Börner, hier, wurde heute vormittag 11 Uhr durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Firmeninhabers Herrn Stadtrat Börner die städtische Ehrenurkunde für 25jährige Treue verliehen.

Wie erst jetzt bekannt wird, machte sich vor einigen Tagen hier eine Windhose bemerkbar. Sie hob in der am Poetenweg liegenden Gärtnerei des Herrn Oberlehrer Sebastian das Dach des Gewächshauses in die Höhe, wodurch eine größere Anzahl Glasscheiben zerschlagen und wertvolle Pflanzen beschädigt wurden.

25. Mai 1917
Eine seltene Auszeichnung, wie sie unseres Wissens hierorts zum erstenmal zu verzeichnen ist, wurde Herrn Ernst Opitz, Sohn des Herrn Buchhändler Opitz hier, zuteil. Ihm ging folgende Urkunde, vom König vollzogen, zu: „Wir Friedrich August sprechen dem Vizefeldwebel im Infanterie-Regiment Nr. 181 für die im Weltkrieg vor dem Feinde geleisteten guten Dienst besondere Anerkennung aus. Dresden, am 2. Mai 1917. Friedrich August, Viktor v. Wilsdorf.- Wir übermitteln dem Braven, dem dieser Beweis königlicher Huld ein neuer Ansporn zu weiterer ehrenhafter Bestätigung sein wird, unsere besten Wünsche.

30. Mai 1917
Ueber eine in der Altstadt wohnende Familie ist jetzt schweres Herzeleid gekommen. Die noch junge Ehefrau eines im Felde stehenden Wirkers unternahm in den letzten Tagen zweimal einen Selbstmordversuch. Erst atmete sie Leuchtgas ein, konnte aber durch sofortige Hilfsmittel zurück ins Leben gerufen werden, dann versuchte sie sich die Pulsader zu öffnen; das rechtzeitige Hinzukommen ihrer Mutter vereitelte ihr Vorhaben. Die Bedauernswerte unternahm diese Schritte aus Schwermut und in einem Anlasse von Nervenleiden. Am zweiten Feiertage geriet nun die Bedauernswerte wieder in Raserei und bedrohte ihre Angehörigen, sodaß man sie sofort ins hiesige Krankenhaus überführen musste.

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April 1917

01. April 1917
Bei Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnissen werden sehr oft Anträge auf Zuweisung von Lebensmitteln gestellt. Wie uns von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, können derartige Gesuche, so verständlich sie auch erscheinen mögen, jedoch nicht berücksichtigt werden, da für solche Zwecke Lebensmittel nicht zur Verfügung stehen. An die Einwohnerschaft wird deshalb die Bitte gerichtet, in Berücksichtigung der gegenwärtigen Lebensmittelknappheit und im vaterländischen Interesse von dem Ausrichten von Festtafeln oder sogenannten Begräbnisbrote abzusehen.

Recht flegelhaft benahmen sich gelegentlich der Entlassungsfeier der obligatorischen Fortbildungsschule zwei Schüler, die mit zur Entlassung kommen sollten. Kurz vor der Entlassung selbst rauchten sie im Schulzimmer Zigaretten. Dies ungebührliche Verhalten, das man wohl nur mit Frechheit bezeichnen kann, hatte zur Folge, daß die beiden, die sich bereits der Schulzucht entwachsen wähnten, nicht mit zur Entlassung kamen; sie werden sicher auch noch eine Bestrafung zu gewärtigen haben.

Nach wertvollem Gut hat ein Einbrecher vergeblich gesucht, der in der letzten Nacht durch Eindrücken einer Fensterscheibe sich Eingang in die Reinhardsche Seidenfabrik an der Schönburgstraße verschaffte. Er hat alle halbfertigen Waren anscheinend nach Rohseide durchwühlt, aber nichts gefunden. Ohne etwas mitzunehmen, hat sich der Verbrecher wieder entfernt.

08. April 1917
Großer Beliebtheit in allen Kreisen unserer Bevölkerung erfreuen sich die Festtagsveranstaltungen unseres Turnerbundes. Auch am morgigen Ostersonntag soll wieder eine große abendliche Aufführung im Altstädter Schützenhause geboten werden, in deren Mittelpunkt das Neßmüllersche Liederspiel „Die Zillertaler“ steht. Auch sonst bringt die Spielfolge viel Schönes an Unterhaltendem, sodaß sich ein Besuch der Aufführung lohnt
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14. April 1917
Unvorsichtiger Umgang mit Streichhölzern oder Zigarren hatte gestern abend in den Seidelberganlagen die Böschung an der über den Parkweg führenden Brücke und auch schon diese selbst in Brand gesetzt, der leicht einen größeren Umfang hätte annehmen können, wenn er nicht von einem in der Nähe wohnenden hiesigen Einwohner bemerkt und mit einigen Kannen Wasser gelöscht worden wäre. Es sei daher an alle, die im Freien mit Feuer umgehen, die dringende Mahnung gerichtet, recht vorsichtig zu sein, da gerade in der Jetztzeit das dürre Gras, das noch nicht vom frischem Grün bedeckt ist, außerordentlich rasch in Brand gerät, was an Wald und Feld unabsehbaren Schaden anrichten kann.

17. April 1917
Von der Allgemeinheit öffentlich unbemerkt vollzog sich in der vergangenen Nacht der Uebergang zur Sommerzeit. Es ist nicht jedermanns Geschmack, sich um 2 Uhr nachts vors Rathaus zu stellen und aufzupassen, wenn die Zeiger der Stadtuhr den großen Ruck nach vorwärts machen. So hat also der friedliche Schläfer diesen Wandel derzeiten kaum gemerkt, und auch im Handel und Wandel macht sich der eigenwillige Eingriff in die „göttliche Weltordnung“ so gut wie gar nicht bemerkbar. Es geht nach wie vor alles seinen gewohnten Gang.

26. April 1917
Ein weißer Rehbock hält sich gegenwärtig im Fürstlichen Walde zwischen „David“ und Langenberg auf. Unbekümmert um den oft regen Verkehr auf der Landstraße bewegt sich das anmutige Tier auch auf den an die Straße angrenzenden Feldern und Wiesen. Hoffentlich fällt es nicht einem eifrigen Nimrod gleich bei dessen erstem Pirschgang zum Opfer.

28. April 1917
Von der Fa. Aug. Clauß, hier, erhielten gestern durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Herrn Fabrikmitbesitzer Carl Vetter das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ausgehändigt die Leiterin Auguste Clara Lehmann geb. Wendekamm, der Wirker Friedrich Ferdinand Vogel, der Wirker Carl Hermann Claus und der Hausmann Heinrich Emil Lorenz; die städtische Ehrenurkunde für 25jährige ununterbrochene Tätigkeit der Wirker Heinrich Hermann Holzacker, der Wirker Oswald Franz Löffler, der Wirker Carl August Rehm, der Werkführer Richard August Neubert, der Reparaturschlosser Friedrich Aug. Franz Thiemig und die Spulerin Anna Marie Münch, geb. Franke. Dieser staatlichen und städtischen Würdigung treuer, langjähriger Pflichterfüllung an derselben Arbeitsstätte fügte die Firma für die Ausgezeichneten wertvolle Geschenke in Uhren oder Geld hinzu. Bisher ist von der Firma Aug. Clauß vierzehn das tragbare Ehrenzeichen für dreißig- und mehrjährige, dreißig die städtische Urkunde für fünfundzwanzigjährige Tätigkeit in ihrem Hause verliehen worden.
Noch vor kurzem hieß es, daß unser Bethlehem-Stift im Hüttengrund für dieses Jahr aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen bleiben müsste. Jetzt sind aber alle Schwierigkeiten, die sich den Weg stellen, überwunden, denn die staatlichen Behörden haben die Verpflegung sichergestellt. Am 16. Mai hält die erste Kinderschar ihren Einzug.

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März 1917

03. März 1917
Eine jugendliche Diebesbande ist in letzter Zeit hier in zahlreichen Geschäften tätig gewesen. Unter den Buben befindet sich sogar ein Neunjähriger. Bäckern und anderen Nahrungsmittelgeschäften statteten sie in Gesellschaft Besuche ab und stahlen, was ihnen unter die Hände kam. Dieser Tage ist ihnen aber ihr unsauberes Handwerk gelegt worden. In einem Geschäft, wo sie schon einmal erwischt, aber wieder laufen gelassen worden waren, ertappte man sie neuerdings und übergab sie der Polizei.

06. März 1917
Die Maul- und Klauenseuche ist am 28. Februar im Königreiche Sachsen insgesamt in 28 Gemeinden und 38 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 15. Februar war 13 Gemeinden und 15 Gehöfte.

07. März 1917
Zerrissenes Papiergeld wird von Schwindlern in letzter Zeit oft in betrügerischer Absicht ausgegeben, und zwar so zusammengefaltet, daß es dem Empfänger nicht auffällt. Erst bei näherem Zusehen bemerkt der Geschädigte, daß er nur einen halben Schein in den Händen hat, natürlich immer die kleinere Hälfte. Es heißt also aufpassen. Nur wer die größere Hälfte des Scheines zur Reichsbank bringt, erhält ihn ersetzt. Ob die Nummer auf der Hälfte ist, oder nicht, ist gleich.

09. März 1917
Ein Stubenbrand entstand heute im Hause des Herrn Pöschmann, Limbacher Straße. Die Ursache desselben war die Ueberhitzung eines Heizrohres. Der Brand konnte rechtzeitig gelöscht werden. Der angerichtete Schaden ist größtenteils durch Versicherung gedeckt.

11. März 1917
Von der Neustädter Schule wird uns geschrieben. Für die Speisung armer Schulkinder gingen in den letzten Tagen ein: 20 Mk. vom Verein Sächsische Fechtschule, 10 Mk. vom Donnnerstag-Damenkränzchen und „Ungenannt“ 50 Mk. Herzlichen Dank! Vergelt’s Gott! Weitere Gaben erbeten. Zurzeit werden täglich 25 Kinder gespeist.

14. März 1917
Herr Gerichtsassessor Dr. Beck in Glauchau, ein Sohn des Herrn Emil Beck hier, ist zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte in Glauchau ernannt worden.

20. März 1917
Zur weiteren Streckung des Bieres wird in Bayern eine neuerliche Herabsetzung des Stammwürzegehaltes von 7 Proz. auf 6 Proz. angeordnet. Ferner wird eine weitere Beschränkung der Bierlieferungen an die Wirte auf ein Drittel des Durchschnittsbezuges der Jahre 1912 – 1913 vorgenommen.

22. März 1917
Unverbesserlich sind jene jugendlichen Brotdiebe, die erst kürzlich bei Diebstählen in Bäckereien ertappt worden sind. Gestern gingen sie ihrer Dritt, der jüngste etwa neun Jahre alt, mit dem Handwagen auf den Beutegang. Hierbei fiel ihnen bei Bäckermeister Römer in der Limbacher Straße ein Brot in die Hände, was vom Geschäftsinhaber sofort bemerkt wurde. Der Spitzbube entfloh und versteckte das Brot im Säuberlichschen Hause in der Schubertstraße, wo es die Polizei wiederfand. Hoffentlich wird den Langfingern nun einmal gründlich das Handwerk gelegt.

24. März 1917
In der letzten Zeit wurden hierorts verschiedene Gelddiebstähle verübt. In einem Falle sind dem Dieb gegen 350 Mk. in einem anderen Falle 11 Mk. zur Beute geworden. Neuerdings wurden einer Grünwarenhändlerin in der Oststraße aus einem unverschlossenen Schranke gegen 300 Mk. gestohlen und zwar von Schuljungen, die in die verschlossene Stube drangen. Die jugendlichen Spitzbuben wurden von der Polizei ermittelt, die Hälfte des Geldes konnte wieder erlangt werden.

27. März 1917
Die feierliche Entlassung der Konfirmanden der Neustädter Schule findet Mittwoch, den 28. März, vormittags 11 Uhr in der Turnhalle statt. Jedermann ist zu dieser Feier höflichst eingeladen. An demselben Tage sollen von 2 Uhr bis 4 Uhr die Klöppelarbeiten ausgestellt werden. Es ist Gelegenheit geboten, 100 Mädchen bei der Arbeit zu sehen. Alle, die dafür Interesse haben, sind zum Besuche herzlichst eingeladen. Kinder haben nur in Begleitung Erwachsener Zutritt.

29. März 1917
Die fortgesetzte Beschlagnahme der überseeischen Postsendungen durch die feindlichen Seebehörden bereitet dem Schriftverkehr aus Deutschland nach den überseeischen Ländern sehr große Schwierigkeiten, so daß erneut darauf aufmerksam gemacht wird, den Schriftverkehr auf das Notwendigste zu beschränken und von der Absendung wichtiger und wertvoller Schriftstücke unbedingt abzusehen.

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Februar 1917

02. Februar 1917
Unsere Stadt hat nun auch einen weiblichen Postillon. Seit kurzem hat die hiesige Posthalterei in Ermanglung von männlichen geeigneten Personen einen solchen angestellt.

06. Februar 1917
Allen anonymen Briefschreibern zur Warnung sei folgendes Gerichtsurteil bekanntgegeben: Durch ein anonymes Schreiben war ein heerespflichtiger Schneider in Leipzig als Drückeberger gemeldet. Die angestellten Nachforschungen ergaben jedoch, dass bezüglich der militärischen Angelegenheiten des Mannes alles in Ordnung war. Gegen den ermittelten Briefschreiber wurde Anklage erhoben. Wegen Beleidigung und schwerer Urkundenfälschung wurde er zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

08. Februar 1917
Wiederholten Brotdiebstählen ging ein in der Chemnitzer Straße hier wohnhafter Bäckermeister auf die Spur und zwar mit dem Erfolge, daß er zwei Frauen erwischte, die im abendlichen Dunkel diesem unsauberen Handwerk nachgingen.

09. Februar 1917
Zu dem weiblichen Postillon, von dem wir jüngst Mitteilung machten, gesellt sich jetzt ein weiblicher Feuerwehrmann; dieser ist, wie uns mitgeteilt wird, in der hiesigen Maschinenfabrik Schubert & Salzer, Zweigwerk Theodor Lieberknecht tätig. Um den ständigen Feuerwehrmann zu entlasten, übernahm die Heizerin den Nachtdienst.

11. Februar 1917
Wie der Stadtrat bekanntgibt, wird zwecks Ersparung von Heizstoffen der Unterricht in der Obligatorischen Fortbildungsschule (Neustadt) und in den Fachschulen (Altstadt) bis auf weiteres ausgesetzt.

11. Februar 1917
Seitens des Landeskulturrats ergeht folgender Aufruf: In den größeren Städten herrscht gegenwärtig eine empfindliche Kohlennot. Die Ursache ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, dass es nicht möglich ist, die anrollenden Eisenbahnwagen schnell zu entladen, da es an leistungsfähigen Gespannen mangelt. In der Landwirtschaft werden jetzt die Geschirre nicht voll ausgenutzt. Wir bitten deshalb diejenigen Landwirte, die bereit sind, ihre Gespanne zu angemessenen Preisen zur Abfuhr von Kohlen und Lebensmitteln den größeren Städten zur Verfügung zu stellen, sich umgehend beim Landeskulturrat Dresden, zu melden.

13. Februar 1917
Heute Montag nachmittag wurde im Zimmer Nr. 1 des oberen Altstädter Schulgebäudes der von der Stadtverwaltung veranstaltete Lehrgang für Säuglingspflege eröffnet. Anmeldungen zur Teilnahme werden noch entgegengenommen.

14. Februar 1917
Das Kriegsamt gibt folgendes bekannt: In sämtlichen Landgemeinden soll folgender Aufruf angeschlagen werden: „An die Männer und Frauen auf dem Lande! Landarbeit ist vaterländischer Hilfsdienst. Unsere Brüder an der Front draußen und in den Fabriken daheim, verlassen sich auf Euch! Wer um wenige Groschen Mehrverdienst vom Pfluge weg zur Stadt eilt, begeht Fahnenflucht! Haltet solche Weichlinge mit Vorbild und Wort zurück! Mit deutschem Gruß! Gröner, Generalleutnant, Chef des Kriegsamts“.

16. Februar 1917
Eine nochmalige Nachmusterung der Dienstunbrauchbaren ist angeordnet. Die Meldungen sind sofort zu erstatten. Wir verweisen auf die bezügliche Bekanntmachung im amtlichen Teile.

17. Februar 1917
Von der Neustädter Schule wird uns geschrieben: Für die Speisung von Schulkindern sind von ungenannt 15 Mk., ungenannt 10 Mk. eingegangen. Herzlichen Dank! Um weitere Spenden wird gebeten.

21. Februar 1917
Der Kriegsausschuss für Oele und Fette macht in den Berliner Markthallen an allen Verkaufsständen der Heringshändler folgendes bekannt: „Heringsköpfe enthalten Fettstoffe, die wir dringend benötigen. Die Heringe werden daher auf unsere Veranlassung von jetzt ab ohne Köpfe verkauft.“

25. Februar 1917
Am Donnerstag nachmittag entgleiste auf hiesigem Bahnhof die Lokomotive vom Personenzug 1065 bei der Anfahrt an den Zug durch Ueberfahren eines Gleisvorlegers auf einem Nebengleis mit zwei Vorderachsen. Betriebsstörungen traten nicht ein; für die Aufgleisungsarbeiten mußte aber der Werkzeugwagen mit Personal von den Werkstätten Chemnitz herbeigezogen werden.

28. Februar 1917
Als Landstreicher wurde in einer hiesigen Herberge ein Mann verhaftet, der keinerlei Ausweispapiere mit sich führte. Unter dem von ihm angegebenen Namen wird ein rückfälliger Dieb gesucht. Der Mann wurde dem Gericht überwiesen.

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Januar 1917

03. Januar 1917
Am heutigen Tage tritt § 2 der Bundesratsverordnung über die Ersparung von Licht und Kohle in Kraft, der wie folgt lautet: Alle offenen Verkaufsstellen sind um 7, Sonnabends um 8 Uhr abends zu schließen. Ausgenommen sind nur Apotheken und Verkaufsstellen, in denen der Verkauf von Lebensmitteln oder von Zeitungen als der Haupterwerbszweig betrieben wird.

04. Januar 1917
Eine große Freude wurde dem Schubert-Stift zum Weihnachtsfest zuteil. In hochherziger Gesinnung spendete ein nicht genannt sein wollender edler Gönner die Summe von 5000 Mark. Dem freundlichen Spender, der durch diese Liebesgabe dem Schubertstift einen weiteren Schritt zur Selbsterhaltung gibt, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

06. Januar 1917
In den Morgenstunden des 8. Januar findet auch bei uns eine sichtbare vollständige Mondfinsternis statt; hier ist aber nur das Ende der Verfinsterung zu beobachten. Am 23. früh findet eine teilweise Sonnenfinsternis statt, wir können hier aber gleichfalls nur deren Ende sehen.

11. Januar 1917
Die Schulrekruten werden in den nächsten Tagen aufgerufen. Für die Altstädter Schulen hat die Anmeldung der Ostern 1917 schulpflichtig werdenden Mädchen und Knaben am 15. und 16. Januar zu erfolgen. Die betr. Kinder sind dem Direktor vorzustellen.

16. Januar 1917
Ein bedauerlicher Zwischenfall ereignete sich gestern bei dem Gastspiel der „Lustigen Leipziger“ im Altstädter Schützenhaus, indem der Direktor der Truppe, Herr Soesner, einen Krampfanfall erlitt. Man brachte den Bewußtlosen sofort aus dem Saal.

17. Januar 1917
In nächster Zeit soll, wie verlautet, wieder ein Teil der Gemüsekonserven zum Verkauf freigegeben werden. Wie erinnerlich, ist bereits vor Weihnachten der Verkauf eines Fünftels der in den Läden vorhandenen Konserven gestattet worden.

19. Januar 1917
Die Gemüsekonserven-Kriegsgesellschaft teilt mit, daß der Absatz von Gemüsekonserven und Faßbohnen nach wie vor streng verboten ist. Die Freigabe des Absatzes wird erst in einigen Wochen erfolgen. Die Gemüsekonserven sollen für die gemüseärmste Zeit aufgespart werden. Gegenteilige Nachrichten sind irrig.

20. Januar 1917
Nachdem das Gesuch des Deutschen Gastwirtsverbandes um Verlängerung der Polizeistunde an Kaisers Geburtstag bis 1 Uhr abgelehnt wurde, ist sächsischerseits folgendes bestimmt worden: Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, dem 27. d. M., ist die Polizeistunde allgemein auf 11 ½ Uhr festgesetzt worden. Auch solche Betriebe, für die sonst eine frühere Schließung angeordnet ist, wie Theater, Kino usw., dürfen an diesem Tage bis ½ 12 Uhr offen halten.

Fälle von Schweineseuche einschließlich Schweinepest waren nach der amtlichen Aufnahme vom 15. Januar in Sachsen in 9 Gemeinden und 14 Gehöften vorhanden; davon entfallen auf den Bezirk Glauchau 6 (3 in Glauchau, 2 in Dennheritz, 1 in Langenchursdorf).

21. Januar 1917
Einer jugendlichen Diebesbande ist unsere Polizei auf die Spur gekommen. Es handelt sich um vier Schulknaben, die gemeinsam Ladendiebstähle ausführten, vornehmlich dort, wo sie Schokolade, Zucker und dergl. erwischen konnten. In zwei Fällen kommt auch schwerer Einbruch in Frage; hier fielen den Knaben, von denen erst einer im strafmündigen Alter steht, Kleidungsstücke und eine Weihnachtspyramide in die Hände.

24. Januar 1917
Die nächtliche Kälte – fast 18 Grad Celsius – mit Nebel, schuf prächtige Rauhreifbildungen. Wie Märchenzauber nimmt sich der Baumbestand in den Gärten aus, in abertausend feinsten Kristallen glitzern und spiegeln sich die Zweige und Äste in den Strahlen der Sonne, die sich uns allerdings erst in den späten Vormittagsstunden zeigte, sodaß hier die Sonnenfinsternis nicht beobachtet werden konnte. Auf dem Fichtelberge jedoch genoß man, wie uns von dort drahtlich gemeldet wird, dies Schauspiel in seinem ganzen Umfange.

28. Januar 1917
Von einem traurigen Geschick betroffen wurde der auf der Bahnstraße wohnende Fabrikscherer, Herr Eduard Beyer. Dieser erhielt in den schweren Kämpfen an der Somme einen Granatsplitter in die Augen, wodurch er auf einem Auge die Sehkraft einbüßte. Trotz ärztlicher Kunst war es nicht möglich, das andere Auge zu erhalten, denn es mußte vor kurzem entfernt werden, so daß der Bedauernswerte nun vollständig erblindet ist.

30. Januar 1917
Das neue Kriegsmus wird voraussichtlich erst Anfang Februar und nicht, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, Ende Januar zum erstenmal zur Ausgabe gelangen. Auch in diesem Falle hat der Frost einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil die Beförderung der großen Masse notwendigen Materials eine Stockung erfahren hat.

31. Januar 1917
Wie die Reichsbekleidungsstelle mitteilt, stehen ihr in nächster Zeit größere Posten von grauen Männersocken, grauen Frauenstrümpfen und schwarzen und grauen Kinderstrümpfen zur Verfügung. Die Strümpfe sollen durch die Kommunalverbände der bedürftigen Bevölkerung zugeführt werden.

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Kalender

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… mit historischen Postkarten und Bilderm Seit dem Jahr 2005 geben wir alljährlich einen Kalender mit Ansichten historischer Postkarten und Bildern heraus. Dieser ist jeweils zum Preis von 7,50 € im Bestattungshaus Schüppel (ehemals Kunstgewerbe Schraps, Dresdner Straße 12) in … Weiterlesen

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